Korschenbroich (barni) Der 5. Korschenbroicher Kunstfrühling endete am späten Freitagabend: Nach Einbruch der Dunkelheit wartete eine Live-Performance für die Sinne auf die Besucher in der Pfarrkirche St. Andreas: Paul Rosner begeisterte als Violinen-Virtuose. Und Vania Petkova projizierte abstrakte Malerei an die Kirchenwände - Malerei, die dem „Herzschlag“ der Musik entsprach.
Gisela Willems-Liening, 1. Vorsitzende des Freundeskreises für Kunst und Kultur, der den 5. Korschenbroicher Kunstfrühling organisiert hatte, war auf die beiden Künstler aufmerksam geworden: Ihr perfektes Zusammenspiel hatten sie bereits in europäischen Metropolen demonstriert, warum also nicht auch in Korschenbroich? Die beiden Künstler waren nach Korschenbroich gekommen, hatten sich das Gotteshaus genau angeschaut und sagten ihr Kommen zu.
Klang und Kunst in perfekter Harmonie - das Publikum hatte allen Grund zum Staunen: Paul Rosner hatte zum ersten Mal als Fünfjähriger eine Geige in der Hand gehabt - nach dem Studium emigrierte er aus Russland und lebt jetzt in Düsseldorf. Vania Petkova ist Bulgarin und lebt ebenfalls in Düsseldorf. Sie studierte an der Düsseldorfer Kunstakademie. Beiden arbeiten Hand in Hand. Während das Spiel von Paul Rosner uneingeschränkt die Ohren der rund 70 Zuschauer beziehungsweise Zuhörer erreichte, bewies Vania Petkova mit ihrer Performance Mut zur Lücke. Sie legte rund 50 Folien mit ihrer Lichtmalerei im DIN-A 4-Format auf den Overhead-Projektor - die Bilder umschlangen die Säulen in St. Andreas, verfingen sich im dunklen Gewölbe, wurden durch die Kirchenfenster unterbrochen, so dass das Gesamtbild nur erahnt werden konnte. Aber im Grunde genügte ein eher vager Eindruck, um sich im wahrsten Sinne des Wortes ein Bild machen zu können.
Paul Rosner gelang es auf beeindruckende Weise, den mächtigen Sakralbau mit seinem vergleichsweise zierlichen Instrument zu beschallen. Mehr noch: Es mangelte nicht an Ausdruckskraft und Tiefe, er legte die Töne mitunter erstaunlich dicht an, Finger und Bogen beherrschte er souverän.
Paul Rosner spielte Johann Sebastian Bach und Heinrich Ignaz von Biber - zu den einzelnen Sätzen fielen Vania Petkova bestimmte Farben ein, die sie dann auch noch nuancierte: Mit „Siciliano“ aus Bachs Sonata g-moll assoziierte sie die Farbe Blau, genauer gesagt ein silbriges Blau. So bekommt der Begriff „Klang-Farbe“ eine ganz neue Bedeutung.
Wenn der Klangteppich, den Paul Rosner vor dem Publikum ausbreitete, besonders dicht und intensiv wurde, dominierte ein Feuerrot, während ansonsten eher die leichten, transparenten Töne überwogen.
Ist die Lichtmalerei von Vania Petkova eine abstrakte? „Im Prinzip ja - man orientiert sich aber schon an Erlebtem und Gesehenen, was intuitiv in die Bilder einfließt“, machte die Künstlerin gegenüber der NGZ deutlich.
ngz-online 9. Juni 2008